Quäldich Tour 2014

Quäldich Tour 2014

Radlexpress auf Grenzerfahrung

Die mittlerweile traditionelle Quäl Dich Tour des Radlexpress führte 7 Krieger über die Hersbrucker Schweiz, den Frankenwald, das Vogtland sowie dem Erzgebirge nach Sachsen bis Radeberg. Dabei wurden in drei Tagen 520 Km und 7202 Höhenmeter zurückgelegt.

Gestartet wurde am Vatertag um 7.45 Uhr. Schon bei der Verladung des Gepäcks, der Ersatzteile und dem “ Auf Wiedersehen Küsschen“ mit den treusorgenden Partnerinnen wurde klar, dass die QdT 2014 schon am ersten Tag ihren Namen verdient. Regen und ein wolkenverhangener dunkelgrauer Himmel ließen keine Hoffnung auf Wetterbesserung aufkommen.

Wer keine Regenkleidung trug, zwängte sich in die mehr oder weniger atmungsaktive Plastikwäsche schnell noch rein. Bei 9 Grad und kaltem Wind war es jedem Recht, dass durch den Gummi kein permanenter Austausch von Luft möglich war.

Bezeichnend für die Moral der Teilnehmer war, dass der obligatorische Startschnappschuss direkt vor einer riesigen Wasserpfütze gemacht wurde.
Die ersten 50 Km wurde noch plaudernd abgespult. Über die bewährten Routen wurde über Eismannsberg und Poppberg gefahren. Schöne Straßen, und die Hoffnung, dass dem Regen entkommen werden kann, trieb die kompakte Gruppe voran.

Nach knapp 80 km wurde von unserem guten Geist und Servicemann Manni ausgerechnet in einer Regenpause das Mittagsvesper aufgebaut. Bei bewährten Wurstbrötchen und Gepäckspezialitäten fränkischer Metzger- und Bäckerkunst war die Regenfahrt schnell wieder vergessen. An einem der Räder noch kurz die Bremsbeläge, an manch durchnässten Body die Klamotten gewechselt ging es munter weiter Richtung Etappenziel Selb. Kaum aufgestiegen, erinnerte sich das Wetter wieder an das Motto der Tour und quälte uns mit anhaltendem Regen.

In Marktredwitz erwiesen wir unserem Gründungspräsidenten Eberhard die Ehre und gedachten ihm an seiner Grabstätte. Wieder einmal wurde uns bewusst, dass die Zeit sehr schnell vergeht, als wir den Grabstein mit dem Todestag von ET sahen. Es liegt nun bereits 7 Jahre zurück, dass er aus unserem Kreis gerissen wurde. Alle waren sich einig, er wäre Stolz auf uns und sicher auch mit uns bei diesem Wetter diese Tour gefahren.

Mehr oder weniger durchnässt erreichten wir nach knapp 180 km und 2100 Hm unser Ziel. Das Hotel sah etwas „gebraucht“ aus, was sich jedoch im Nachhinein im Inneren nicht bestätigte. Dankbar für super warmes Wasser, unzählige Möglichkeiten die nassen Radklamotten zu trocken und einem prima Frühstück am nächsten Morgen im schönen Gastraum verstauten wir unser Gepäck für den zweiten Radtag. Kurz noch die Räder gewartet, ging es auf die nächsten 150 km und 2600 Hm.

Anfangs war es uns noch einigermaßen kalt und der Regen setzte kurzzeitig wieder ein, aber nach knapp 30 km blieb es trocken und die Wolken lockerten sich Stück für Stück. Die Muskulatur hatte den kalten regnerischen Tag des Vortages noch nicht ganz verdaut, sodass wir am Mittag erst knapp über 50 km zurückgelegt hatten. Die obligatorische Mahlzeit wurde von unserem Straßenkoch wieder liebevoll zusammengestellt. Die PS- Wurst war warm und die Sonne lachte auf unsere Häupter. Der Nachmittag sah nur noch 100 km vor, die wir gut gelaunt in Angriff nahmen.

Das Highlight des Tages sollte eine Offroad – Strecke werden. Eine plötzlich sich vor uns auftuende Baustelle, auf eine sichtbare Entfernung von knapp 2 km, ohne Teer ausgelegt ansteigende Straße. Unsere MTB-Cracks prüften kurz die Beschaffenheit des Belages und fanden es ist ausreichend befestigt. In der Zwischenzeit prüften die vernünftigen Rennradler die Alternativen, aber zu spät. Die enteilten MTB waren schon fast außer Sichtweite. Also hinterher. Unser Servicefahrzeug musste außen rum, die Radler stellten nach der Erklimmung der Anhöhe fest, dass die ungeteerte Strecke immer weicher wurde und leider auch länger. Die Carbongeräte sahen danach aus, dass wir es bedauerten zur falschen Zeit keinen Regen genießen zu können. Am Ende der Baustelle angekommen, wartete schließlich unsere grinsender stetig gut gelaunter Begleiter und freute sich, dass die QdT wieder mal ein solches Kapitel geschrieben hat.

Nachdem wir die Laufräder vom gröbsten Dreck durch das Durchfahren einer feuchten ungemähten Wiese gesäubert hatten, ging es mit Vollgass Richtung Etappenort Bärenstein.

Leider hatte unser findiger Tourenplaner und Vereinspräse noch einen richtigen Leckerbissen eingebaut. Der Fichtelberg musste bezwungen werden. Dieser fühlte sich nach den bereits zurückgelegten 135 km unter erschwerten Bedingungen des Vortages und Vormittages an, wie ein richtiger 2000er. Steigungen über 12 Prozent brachten uns auf über 1000 Meter. Oben angekommen musste erstmal durchgeschnauft werden und die Ankündigung, dass unser Etappenziel auch nochmal auf 900 Meter liegt, ließ uns die Muskulatur schon vorher verkrampfen. Was uns jedoch tatsächlich erwartete hatte sich wirklich keiner vorgestellt.

Zuerst genossen wir die berauschende Abfahrt vom Fichtelberg, um dann nachdem unser Navi ausgefallen war, die Auffahrt zum Bärenstein zu suchen. Dank unseres Servicefahrers Manni, der sich strategisch sicher an den Kreuzungen platzierte, wurde die Abzweigung zu unserer Unterkunft fast ohne Umweg gefunden.

Der Weg wurde auch mit einem Schild gewiesen, welches uns mitteilte, nur 1500 m bis zum Ziel. Juhu, da hat sich der HP vertan. Von wegen auf 900 Meter !

Nun man kann sagen, dass wohl keiner von uns damit gerechnet hat, eine Auffahrt mit mehr als 20 Prozent Steigung zu erklimmen. Dem einen oder anderen wurde es schwindelig bei der Auffahrt. Einer entledigte sich aller warmen Kleidung, damit er nicht verschwitzt ankommt. Alles hat nichts geholfen. Sogar schieben musste einer unserer tapferen „Quäl Dicher“. Man muss es kaum erwähnen, aber unser Servicemann lachte uns das zweite Mal an diesem Tag entgegen, als wir mit Kette links im Wiegetritt und völlig außer Atem oben ankamen.

Ein zünftiges Abendessen, der typische Ostdeutsche Charme des Kellners und ein paar gute tropfen Hopfenblütentee ließen uns auch nach diesem spannenden und abwechslungsreichen Tag eine super Stimmung aufbauen, welche die QdT zum besonderen Event macht. Hier wird nicht gejammert, sondern gestrampelt und gekämpft.

Nachdem es am Vortag einige Platten und Bremsbelagsprobleme gab, wurde am Folgetag bereits um 7 Uhr die Werkstatt eröffnet. Bei Sonnenschein und angenehmer Temperatur wechseln sich Mäntel, Bremsbeläge und Laufräder fast von alleine. Danach ein,üppiges Frühstück und ab die Post.

Der Tag sollte uns durch das Erzgebirge nach Sachsen bringen. Alle, die eine Bergphobie haben, sollten die Strecke entlang der Deutsch-Tschechischen Grenze meiden. Nachdem am zweiten Tag erneut über 150 km und 2570 Höhenmeter gesammelt wurden, standen am Schlusstag sogar knapp 190 km mit nochmals 2500 hm auf dem Programm. Diese mussten mit mehr als 20 Anstiegen der Horse Category im deutlich zweistelligen Prozentbereichen erklommen werden. An einem sauberen Rhythmus war den ganzen Tag nicht zu denken. Hammerharte Anstiege wechselten sich mit halsbrecherischen Abfahrten ab. Dazwischen nur wenige gerade Strecken, die in Einerreihe durchgepowert wurden.

Berge und Täler der traumhaftesten Ausprägung, unberührte Landschaften, malerische Dörfer, alte Industrieruinen und wunderschöne Biergärten wechselten sich ab. Ortsnamen, wie Ehrenzipfel, Deutscheinsiedel und eine Menge Wahlplakate nicht wählbarer Parteien sorgten bei uns für Gesprächsstoff entlang der Grenze. Bushaltestellen mit Namen wie Kfz-Werkstatt oder Sägewerk ließen den Eindruck entstehen, die Zeit sei still stehen geblieben.
Eine eigentümliche Stimmung erzeugten die Eindrücke im tiefsten Osten an der Grenzlinie zur Tschechei.
Die Ortschaften Klingenthal und Oberwiesenthal sowie unzählige Hinweisschilder auf Langlaufloipen ließen vor allem die Wintersportler der Gruppe aufhorchen und gedanklich die Möglichkeiten im nächsten Winter abklopfen. Das malerische Aue, mehrere Bürgen und immer wieder weitere Rampen rauf und runter machten die Beine weiter weich.
Unser Roadbook samt Höhenprofil versprach auf den letzten 60 km eine Abfahrt von 40 km. Jeder freute sich darauf. Die Überraschung war groß, als wir freistellen müssten, dass es 40 km 250 hm runter und 100 wieder rauf ging. Die letzten Körner wurden nun endgültig verbraucht. Die QdT holt sich alles !

Das Ziel in Radeberg wurde dennoch rechtzeitig vor dem Abendessen erreicht. Gut gelaunt und überglücklich fanden sich alle gesund und unfallfrei vor dem Hotel ein. Die Bestellungen für das Abendessen wurden noch am Parkplatz an den Koch persönlich übergeben. Ein Willkommenstrunk und die Eindrücke austauschend wurde noch vor dem Einchecken deutlich, alle waren froh, endlich die Räder abstellen zu können.

Die Quäl Dich Tour 2014 hatte den Namen wirklich verdient. Es war alles dabei, was man erwarten kann. Regen, Kälte, Hitze, steile Anstiege, lange Anstiege, superschnelle Abfahrten, Kameradschaft, leckeres Essen, gute Getränke und jede Menge Spaß.

Vielen Dank an HP für die Tourenplanung, Manni für den unbeschreiblichen Service und die moralische Unterstützung und allen Teilnehmern für die Geduld, die jeder für den anderen aufbrachte.

Bericht von Werner Hecker

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